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„Was mir Bach ist? Ein Tröster. Er gibt mir den Glauben, dass in der Kunst wie im Leben das wahrhaft Wahre nicht ignoriert und nicht unterdrückt werden kann, auch keiner Menschenhilfe bedarf, sondern sich durch seine eigene Kraft durchsetzt, wenn seine Zeit gekommen. (Albert Schweitzers Antwort auf: „Was ist mir Johann Sebastian Bach und was bedeutet er für unsere Zeit?“, in: Zeitschrift Die Musik 1905/06).*

 

Konzerte, Vorträge, Workshop: Solches stand auf dem Programm der von OrganPromotion organisierten Paris-Fahrt 2013, die den Spuren Albert Schweitzers folgte. Schweitzer, geboren am 14. Januar 1875 in Kaysersberg im Elsaß, gestorben am 4. September 1965 in Lambarene/Gabun, Dr. der Theologie, der Philosophie und der Medizin sowie Organist und Orgelsachverständiger. Die Facetten dieser singulären Persönlichkeit sind vielschichtig: Über jede läßt sich tiefgreifend sinnieren, jede zwingt zum Weiterdenken. Für den Musik- und vor allem Orgel-Liebhaber kann die Beschäftigung mit Schweitzers Ideen noch heute inspirierend und für das eigene Tun befruchtend sein. Und für den Bach-Liebhaber öffnen Schweitzers Gedanken einen eigenen Zugang zu Person und Werk des „fünften Evangelisten“ (Hesselbacher), so wie sie der Elsässer in seinem Orgelunterricht Charles Marie Widor gegenüber geäußert hatte. Darüber berichtete Widor:

 

„Eines Tages – es war anno 1899 – als wir gerade bei den Choralvorspielen standen – gestand ich ihm, daß mir in diesen Kompositionen manches rätselhaft sei. […] Indem Schweitzer – er war der Schüler – mir eines nach dem anderen erklärte, lernte ich einen Bach kennen, von dessen Vorhandensein ich vorher nur eine dunkle Ahnung gehabt hatte. Mit einem Schlage wurde mir klar, […] daß in der Kunst ein Drang und ein Vermögen ohnegleichen sich bemerkbar machen, dichterische Ideen auszudrücken und Wort und Ton in Einheit zu bringen.“

 

Zu hören gab es Orgeln der französischen Klassik (St Séverin), und Romantik (beispielsweise die Cavaillé-Coll-Orgeln in Notre-Dame und in Notre-Dame d´Auteuil), historisierende Nachbauten hoher Qualität in unterschiedlichen Stilen (Schlosskapelle Versailles (Boisseau & Cattiaux) und im Temple du Foyer de l’ Âme (Blumenroeder). Unter den vielen Höhepunkten ragten besonders die Konzerte von Frédéric Blanc, Noël Hazebroucq, Carolyn Shuster-Fournier, Thomas Monnet, Yannik Merlin und Henri de Rohan-Czermak heraus. Der Interpretationskurs von Christophe Mantoux erfüllte die Erwartungen der teilnehmenden Organistinnen und Organisten bei weitem. Die Vorträge von Dr. Wolf Kalipp, Prof. Dr. Michael Gerhard Kaufmann, Corinna Lüers und Henri de Rohan-Czermak warfen interessante Blicklichter auf Albert Schweitzers Musikverständnis sowie seine Ethik und Ästhetik. Eine große Ehre war es für die Teilnehmer der Paris-Fahrt, dass die Schwiegertochter von Marie-Claire Alain, Madame Anne Gommier, eigens nach Versailles gekommen war zum Konzert von Jean-Baptiste Robin „In memoriam Marie-Claire Alain“.

 

Entscheidenden Anteil an der Programmgestaltung und Beiträgen hatte Prof. Dr. Michael Kaufmann als Vertreter der Gesellschaft der Orgelfreunde (GdO). Raum für Geselligkeit und gute Gespräche war durch das gelungene Rahmenprogramm und die hervorragende Organisation von OrganPromotion gegeben. Den Initiatoren Michael Grüber und Miriam Tressel sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

 

 

Cornelia Weschler, Bärenweg 31 76149 Karlsruhe-Neureut